Nach der 7S Transalp ist noch lang noch nicht Schluß! Wer einfach nicht genug bekommen kann, fährt einfach nochmal South2North über die Alpen. Lest Thorstens Bericht über seine S2N Transalp aus dem Jahr 2017 mit dem Eisjöchl (2895m üNN) als absolutes Passhighlight. Sie bringt Euch in 5 oder 6 Etappen direkt an den Start der Seven Summits Transalp zurück. Vom Gardasee geht es in die Brenta und zurück ins Ultental. Diesmal aber über den Tarscher Pass ins Vinschgau und von Naturns wird das Eisjöchl in Angriff genommen. Dann folgt das Timmelsjoch und es geht durch das Ötztal bis nach Imst und zur Kronburg. Hier sein Bericht mit ein paar Optimierungsempfehlungen meinerseits, weiter unten findet Ihr dann die Tracks zum Download…
Stage 1 Torbole – Val d’Algone
Länge: 44km
HM Up: 1700 hm
HM Down: 650
Nach 8 Tagen Trailsurfen am Gardasee haben wir nun noch einen AlpenX vor uns – ein Traum! Die erste Etappe dient dem Einrollen durch wunderschöne Täler und Landschaften. Von Torbole geht es zuerst hoch zum Rifugio San Pietro. Der Sentiero 410 beschert uns dann die erste leichte Trailabfahrt, genau richtig zum Eingewöhnen. Der 410er verläuft weiter durch das beschauliche Val di Lomasone, wo sich nur sehr wenige Biker hin verirren. In Ponte Arche angekommen biegen wir nach Westen ab. Hier ist man froh, daß man ein Stück auf der Straße fahren kann, denn nur so kann man die tiefe Schlucht bestaunen, die der Fluß Sarca über Jahrmillionen in die Felsen erodiert hat. Das letzte Teilstück markiert eine angenehm zu pedalierende Auffahrt zur Albergo Brenta, wo wir übernachten. Insgesamt ein wunderschöner, nicht allzu anstrengender Tag, der die Vorfreude auf die nächsten Tage geschürt hat.
Stage 2 Val d’Algone – Rumo
Länge 60km
HM Up: 1800hm
HM Down: 2000hm
Heute geht’s richtig los! Warmfahren zum Passo Bregn de L’Ors, um dann auf dem Sentiero 357 zur Malga Grual zu gelangen. Eins ist klar: den Passo Bregn de L’Ors von Süd nach Nord zu fahren ist allemal sinnvoller als umgekehrt, da nun das erste Trail-Highlight folgt, die Bikeroute 969 der Cavradoss-Trail! Ein episch langer Waldtrail, der relativ flach und einfach beginnt und dann steil entlang der Falllinie ins Tag führt. Eigentlich ein S0 Trail, der wegen der Steilheit vielleicht ein bisschen S1-Niveau bekommt. Auf alle Fälle ein Hammer, auch für unsere Bremsen. Nach ca. 500 weiteren Höhenmetern (Madonna di Campiglio verdient keine weitere Erwähnung) sind wir am nächsten Traileinstieg angelangt, dem La Preda del Pe-Trail. Zu diesem Trail gibt’s ein paar Videos auf Youtube. Dieser ebenfalls schöne, lange S1-Trail, mit einigen S2-Schlüsselstellen, führt von Folgarida bis direkt nach Dimaro. Glücklich und zufrieden rollen wir dann den Radweg nach Osten entlang des Val di Sole bis hoch nach Rumo, wo wir übernachten.
Stage 3 Rumo – Naturns
Länge: 52km
HM Up: 1900hm
HM Down: 3300hm
Bahn/Shuttle: Schwemmalmbahn
Die erste Königsetappe geht über zwei Pässe und hört sich erstmal gar nicht so schlimm an! Aber wir wissen aus Erfahrung, daß 2 Tragepassagen Zeit und Körner kosten werden. Bei der Planung der Etappe stellte sich die Frage, welchen Pass wir zur Überquerung der Le Maddalene nehmen sollen. Viele Nord-Süd-Alpenüberquerungen führen über das Rabbijoch. Dies ist in Süd-Nord-Richtung nicht zu empfehlen, da die Abfahrt ins Ultental eher langweilig ist. Um etwas Neues ausprobieren, entschieden wir uns für das Korjöchl, um dann über das Einertal ins Ultental zu fahren. Dieses Teilstück ist beinhart. Die befestigte Straße zur Malga Val hat eine Steigung von konstant 30%, so dass wir ein langes Stück schieben müssen. Das kostet viel Zeit. Der folgende Sentiero 113 zum Korjöchl ist nicht so steil, trotzdem nicht fahrbar, also weiterschieben. Belohnt werden wir durch einen sehr schönen Ausblick und totale Einsamkeit. Biker und Wanderer weit und breit nicht zu sehen. Der Sentiero 19 ins Einertal ist ebenfalls ein echter Wanderweg. Trialbiker hätten ihren Spaß, bei uns kommt einfach kein echter Fahrfluß auf, wir können vielleicht die Hälfte fahren. Trotzdem ein echtes Erlebnis, da wir stundenlang niemandem begegnen. Die Fahrt durch das Einertal ist erneut eine echte Belastungsprobe für die Bremsen, denn die Forststraße ist ziemlich steil. In Kuppelwies angekommen sind wir gleich in die Schwemmalmbahn gestiegen, um über den Sentiero 5/5B zur Kuppelwieser Alm zu fahren. Dieses Teilstück bietet ein riesiges Panorama. Der Trail ist größtenteils fahrbar und super schön. Dann folgt die zweite Tragepassage, der Sentiero 11 zum Tarscher Joch. Zwei Stunden Hike-a-bike, aber das ist nun mal so, wenn man hoch hinaus will. Die Abfahrt zur Tarscher Hütte und dann über den Roatbrunn-Trail nach Latsch hat für alle Mühen entschädigt, einfach nur grandios! Von Latsch rollen wir schließlich gemütlich auf dem Etschtalradweg nach Naturns ins Hotel Schönblick.
Stage 4 Naturns – St. Leonhard
Länge: 60km
HM Up: 2500hm
Königsetappe Nummer 2 fiel leider aus, denn es war schon sehr optimistisch, Ende Juni ein schneefreies Eisjöchl (2895 m üNN) vorzufinden. Leider wurde dieser Optimismus nicht belohnt. Der Wille war da, leider war das Eisjöchl trotz des sehr warmen Wetters noch total zugeschneit. Ich habe mir aber fest vorgenommen, diese Etappe nachzuholen! So sind wir dann auf dem Radweg von Naturns nach St. Leonhard gefahren und hatten somit quasi einen aktiven Ruhetag im Hotel Tirolerhof.
Flashback ins Jahr 2003
Falk und Tom im Juli 2003 S2N zum Eisjöchl unterwegs, wir haben einen Megasommer und in Italien wird das Trinkwasser bereits knapp! Trockenheit von April bis September genau das richtige Jahr, um die höchsten Pässe der Alpen zu biken. Nach dem Madritschjoch ist heute das Eisjöchl dran und nachdem wir die Straße von Naturns verlassen haben, zieht es sich durch das Pfossental bis zum Eishof auf Forststraßen hoch. Danach wird es immer steiler und der ausgebaute Trail geht über viele Kehren und Mauern 900hm zum Pass rauf. Wir tun uns schwer, das alles hochzufahren. Direkt hinter dem Joch sitzt die Stettiner Hütte beeindruckend auf einem Ansitz im Fels und lädt zum Verweilen ein. Leider ist die Hütte im Jahr 2014 von einer Lawine schwer beschädigt worden und immer noch im Wiederaufbau. Runter zur Lazinser Alm ist es durch die vielen 20-30cm hohen Wasserbarrieren aus Schiefernplatten extrem mühsam. Wir treffen einen tschechischen Weltenbummler dem dabei sein mit Gelenken versehener Fully-Gepäckträger einfach durchgebrochen ist! Der Weg ins Pfelderer Tal soll aber mittlerweile entschärft sein, so daß die Abfahrt zur Lazinser Alm heute größtenteils fahrbar sein sollte. Danach geht es noch weiter auf Schotter bevor wir schließlich ab Pfelders die Straße nach St. Leonhard nehmen. Dieser S2N Übergang am Alpenhauptkamm ist eines der bleibenden Transalp Erlebnisse und ein absolutes MUST-RIDE!
Optimierungsempfehlung: Thorstens Track geht wenige Kilometer hinter Pfelders rechts auf den Trail des Meraner Höhenwegs nach St. Leonhard, immerhin noch 17km Trail. Wer bereits müde ist, besser die Straße nach St. Leonhard oder nur bis Moos im Passeier oder noch 300hm hoch bis Rabenstein fahren, um so eine bessere Ausgangsposition für das Timmelsjoch und die Bike Republic Sölden am nächsten Tag zu haben.
Stage 5 St. Leonhard – Imst
Länge 76km
HM Up: 400hm
Bahn/Shuttle: Shuttle zum Timmelsjoch sowie Achterkogelbahn und Bus nach Imst
Das Motto des heutigen Tages ist: start high – finish low. Also lassen wir uns morgens mit dem Shuttle zum Timmelsjoch fahren, um Körner zu sparen. Diese Entscheidung wird sich später noch als goldrichtig herausstellen. Oben angekommen ist das Wetter super und es ist die Hölle los. Nach dem obligatorischen Gipfelphoto machen wir uns auf den (Ur-) Weg (Timmelstal Urweg, E5). Auf dem ersten Teilstück haben wir richtig Spaß (bis auf einige Schneefelder), das flache Mittelstück umfahren wir auf der Straße, um für das letzte Stück dann wieder in den Trail einzubiegen. Die wenigen Wanderer sind total entspannt und nett, da man auf diesem echten Wanderweg eh nicht schnell fahren kann. Daher dauert die Abfahrt viel länger als geplant, trotz einiger Schiebepassagen super, mit atemberaubenden Panorama. Einzig der Motorradlärm nervt, das muß man ausblenden. Ein Heidenspaß ist der Kuhfladenslalom kurz vor Zwieselstein, hier kommen wir nicht ungeschoren davon. Auf der Route des Ötztalmarathons rollen wir dann nach Richtung Ötztal-Bahnhof. Obwohl es nur bergab geht, zieht sich die Strecke ungemein. Eigentlich wollen wir noch mit der Achterkogelbahn hoch zum Widiversum und noch einen schönen Trail ins Tal surfen; leider dafür schon zu spät und wir nehmen den Linienbus, um nach Imst zu fahren.
Optimierungsempfehlung: vielleicht doch hoch zum Timmelsjoch kurbeln und anstatt nur EINER 5ten Etappe lieber 2 Etappen daraus machen. Das Ötztal bietet Bikern so einiges, ein Besuch der Bike Republic Sölden könnte noch eingebaut werden.
Stage 5 Optimiert St. Leonhard – Sölden
Länge: 40km
HM Up: 2000hm
Anmerkung: ohne KM, HM Bike Republic Sölden, von Moos im Passeier 1500hm up
Stage 6 Optimiert Sölden – Kronburg
Länge: 70km
HM Up: 400hm
Anmerkung: ohne HM der Achterkogelbahn am Widiversum
Thorstens Fazit
Am nächsten Tag sind wir von Imst mit dem Linienbus nach Ehrwald und über die Eibseetrails nach Garmisch gefahren (21km). Bei schönstem Wetter haben wir im Biergarten den Zieleinlauf gefeiert und uns den Bauch vollgeschlagen, denn wir hatten ja noch 6 Stunden Zugfahrt vor uns. Eine super S2N Transalp, die ich sicher (mit einer leicht optimierten Route – Anmerkung: siehe oben ;-)) wiederholen werde. Eine gute Kondition und eine gute Fahrtechnik sind ein Muß, um auf dieser Tour Spaß zu haben!
Tom Bauer 2018
Hier könnt Ihr die optimierten Tracks der South2North Transalp downloaden. Die GPX Daten werden ohne jegliche Gewähr z.B. auf Korrektheit, hinsichtlich möglicher Sperrungen oder sonstiger Gefahren bereitgestellt. Danke für Dein Verständnis!