Die legendäre Val d’Uina Schlucht mit Felsengang zwischen der Schweiz und Italien steht bei jedem irgendwann auf dem Transalp Programm. Die Uina aber mit einem E-Bike zu machen? war für mich nie eine Frage bis…mich Ralf darauf ansprach, um trotz Trainingsrückstand wegen Verletzung mit uns die Val d’Uina zu machen. „In dem Fels macht das gar keinen Sinn!“ von Nord nach Süd auf Transalp schon gar nicht und sie als Runde von Nauders, also von Süd nach Nord zu drehen, hatte ich noch nicht gemacht. Allerdings kann man dazu lesen, dass der Trail hinter der Sesvenna Hütte bis zum Einstieg in die Val d’Uina dann komplett abwärts fahrbar sein soll.
Das Leih-E-Bike von Ralf war ein recht einfaches Hibike Hardseven 4.0 mit Kunstoffpedalen und der Hersteller schreibt dazu selber: „Das Hardseven wiegt gerade mal 21,4 kg und ist damit ein Leichtgewicht für seine Kategorie. Die für ihre Zuverlässigkeit bekannte Gabel von Suntour ist stahlgefedert und hat dadurch ein gutes Ansprechverhalten. Durch einen Federweg von 100 mm liefert sie recht hohen Komfort und hohe Fahrsicherheit. Der Mittelmotor von Yamaha befindet sich vor den Schaltkomponenten, die eingeleitete Kraft wird somit optimal übersetzt, wodurch der Motor im höheren Drehzahlbereich läuft und größere Reichweiten erzielt werden können. Auch haben Sie ein besonders gutes Fahrverhalten, da der Motor für einen niedrigen, mittig ausgerichteten Schwerpunkt sorgt. Der Akku ist mit starken 400 Wh perfekt für mittellange Touren ins Grüne.“
oder auf Amazon zum Hardseven 4.0:
„Motor: Yamaha PW-System, 250W, 25km/h, Display: Yamaha LED
Akku: Yamaha Lithium Ionen, Kapazität: 400Wh
Rahmen: Aluminium 6061, hydroformed, Gravity Casting, Scheibenbremse Post Mount, MTB Hardtail-Rahmen
Gabel: SR Suntour XCM RL-DS Remote Lockout, Stahlfeder, Federweg: 100mm, Stahlschaft 1 1/8′
Schaltwerk: Shimano Acera M3000, 9-Gang„
Meine Augenbrauen gingen jedenfalls wegen der beindruckenden Leistungsdaten des Bikes für Touren ins Grüne nach oben und meine Skepsis wuchs, ob man damit in der Val’Uina Spaß haben könnte??? Ralf ließ sich jedenfalls nicht beirren und wollte die Probe aufs Exempel machen.
Also brechen wir zu fünft von Nauders in der Früh auf, denn die Uina Dreiländer-Runde AT/IT/CH hat ca. 70km und etwas über 2000hm. Bis hinter den Reschensee zum Kloster Marienberg ist es noch recht flach und unproblematisch, danach geht es auf einem wunderschönen, glatten Uphilltrail Richtung Schlinig und es wird nach und nach steiler. Die erste Bewährungsprobe wartet hinter Schlinig auf dem steilen Weg vor der schwarzen Wand, rechts vorbei rauf zur Sesvennahütte. Ralf ist der, der am weitesten hochfährt, am Ende muss er doch in den Schiebemodus gehen. Allerdings läuft alles bestens zusammen, bis auf die paar Vorbeiflitzer von Ralf, wenn er mal wieder das Bike im Boost-Modus laufen lässt.
Auf der Sesvenna Hütte kommt der erste Dämpfer, denn wir stärken uns mit Essen aber das E-Bike bekommt nix! Aufladen mit Strom aus dem Dieselaggregat ist mit dem Hüttenwirt nicht zu machen. Das könnte jetzt eng werden, aber Ralf hat fleißig Energie gespart, denn einen Ersatzakku hat er natürlich nicht dabei. Oben genießen wir den leicht abfallenden Trail und statt Ralf holt es mich unsanft vom Bike. Da war ich mit etwas zuviel hang loose unterwegs und hole mir ein paar Kratzer mitten im Gesicht.
Es geht aber schon weiter und wir gelangen schließlich in die Val d’Uina. Hier gibt es eine wirklich grandiose Felskulisse und rechterhand zieht sich der Pfad durch den Fels und durch kurze Tunnels in absolut beindruckender Landschaft. Schwindelfreiheit sollte gegeben sein, zumeist ist der Weg aber gut gesichert. Wir halten uns an die Schiebeanweisungen vom Schild am Eingang, denn abstürzen wie der holländische Biker 2012 wollen wir auf keinen Fall. Auch die paar Absätze im Felsengang sind mit dem 22 Kilo Bike bergab schiebend kein wirkliches Problem.
So kommen wir schließlich runter zur Uina Dadaint, sitzen gemütlich zusammen und genießen leckerste Buttermilch. Von da ab auf schnellen Forstwegen weiter runter ins Engadin. Die Rückfahrt geht bis kurz vor Martina (Grenze zu Österreich) und dann rechts auf eine Brücke über den Inn. Es warten nochmals 450hm Anstieg, die sich durchaus ziehen. Hier immer dem Schild Norbertshöhe folgen. Irgendwann kommt das Niemandsland zwischen CH und AT mit schöner Talaussicht. Von dort geht es in schneller Abfahrt zur Norbertshöhe und weiter runter nach Nauders. Und was macht unser e-angetriebender Ralf? Er fährt bei genau 5% Restakku in Nauders bei bester Laune ein. Respekt, irgendwie haben wir anderen gar nicht so richtig gemerkt, dass er auf dem E-Bike unterwegs war.
Fazit: geht also doch super gut in gemischter Gruppe auf einen Ausflug ins Grüne = legendäre Uina Schlucht, wenn die Tour gut geplant ist! In umgekehrter Richtung wäre es mit einem E-Bike echt herausfordernd geworden.
Links zur Uina von Süd nach Nord:
Uina Transalp bei ALPS (hier wird die Uina ebenfalls von Süd nach Nord gefahren)
Tom Bauer 2018