Die perfekte Kombination von Naturerlebnis und Trailspot, das Motto der 3 Länder Enduro Trails von Nauders am Reschenpass macht uns Megaspaß auf der dritten Etappe.
Wichtige Hinweise: es kam Feedback, dass die Abfahrt ab der Watles Bergstation a) Richtung Schlinig und b) oberhalb von Latsch sehr luftig und eng, schwierig wegen vorhandenen Zäunen und für Bikes mittlerweile NICHT mehr zulässig sei. Bitte zieht deshalb die Variante aus der 7SIII nach Burgeis, auf dem Radweg nach Glurns und dann über Latsch im Tal auf die 7S Originalroute zurück in Erwägung. In Glurns kann man am Marktplatz herrlich italienisches Eis geniessen.
Tagessteckbrief Stage 3 Nauders – Santa Maria
Gipfel: Watles 2557m
Länge: 65km
HM Up: Brutto 2300/Netto 1200hm
HM Down: 2550hm
Trails: Alm, Plamort + Bunker + Etschtrail, Haideralm Trails, Trails vom Watles und nach Schlinig, Hangtrail im Val Müstair
Highlights: Reschenseefelsen
Bahn/Shuttle: Bergkastel in Nauders, Haideralmbahn in St. Valentin
Einkehr: Haideralm, Bruggeralm oder Schlinig
Hotel Ankunft: Hotel Schweizer Hof, Hüttenoption Tibet Haus (Shuttle notwendig z.B. Postbus)
Wir verabschieden uns nochmal herzlich von Harry und sind zu Dritt unterwegs, denn gestern Abend ist noch Moritz unser Fotograf aus Vienna dazu gestoßen. Nebenbei ist Moritz auch fitter Enduropilot und trotz Fotoausrüstung auf dem Rücken schnell unterwegs. Wir starten den Tag bei bestem, aber nicht zu warmen Wetter gleich mit einer Trailoption, denn ganz leicht würde es mit wenigen Höhenmetern über den Reschenpass nach Süden gehen. Die Plamort Hochebene mit seinen Panzersperren, Bunkeranlagen und wilden Pferden sowie dem davor liegenden Reschenfelsen sind legendär! Nach einem perfekten Frühstück im Central und frisch gewaschenen Klamotten geht es an der Burg vorbei zur Bergkastelbahn kurz vor dem Ort.
(c) Moritz Ablinger
Wir ziehen ein Tagesticket für 31€ und oben gibt es gleich den schnellen Almtrail hinüber zum Plamort. Am Speichersee vorbei erreichen wir die Panzersperren und über breite Wiesenhänge den Reschenfelsen, mit Blick auf den Reschensee und nach Süden dem 3900m hohen König Ortler. Wir machen ein paar Shots und fahren noch bei den Bunkeranlagen vorbei, die hier versteckt in der bewaldeten Umgebung liegen. Hier wurde wohl nie gekämpft, aber von da oben ließen sich von Norden kommende Angreifer leicht abwehren. Der Bunkertrail nimmt uns auf Richtung Reschen, einer der besten Trails im 3 Länder Enduro Eck. Durchgängig S2, im unteren Bereich nochmal steiler, schießen wir zu Tal und sind in Italien. Unser nächster Gig wartet bereits am Ende des Sees in St. Valentin. Auf der anderen Talseite mit der Haideralmbahn hoch und nach einer kurzen Stärkung mit Apfelstrudel genießen wir 250 Tiefenmeter des durchaus anspruchsvollen Haideralmtrails.
(c) Moritz Ablinger
Wir gehen rechterhand raus in den Uphill durch das wunderschöne Zerzer Tal an der Brugger Alm vorbei zunächst Forstpiste, dann Uphill Trail und Tragen über baumloses Gelände bis wir nach 2 weiteren Stunden auf der einsamen Watlesspitze sind. Die Natur ist episch und die Ausblicke ins Vinschgau und auf den Ortler sind hier oben fantastisch. Der Watles wird nur im unteren Teil als Ausflugsberg von Burgeis genutzt. Hier oben gibt es Naturtrails pur und nur ganze wenige Wanderer sind noch unterwegs. Wir erreichen ganz allein bei pfeifenden Wind den dritten von sieben Gipfeln und tragen uns ins Gipfelbuch ein.
(c) Moritz Ablinger
Nach einer Pause im Windschatten und einer Stärkung mit einer bekannten österreichischen Schokowaffel gehen wir in den Trail, der eine große Runde schlägt und sehr fein ist (S1-S2). Andere Biker sind hier Fehlanzeige! Am Plantapatsch der Gipfelstation der ersten Sektion des Watles Lifts holt uns der Ausflugsstrom kurz ein. Die Kids stürzen sich mit geländetauglichen Go-Karts zu Tal. Wir fahren um den Berg rum und erreichen einen sehr kniffligen, da ausgesetzten und steilen Spitzkehrentrail, der uns runter nach Schlinig führt.
Sonst ist das hier der Ein- bzw. Ausgang der legendären Val d’Uina, wir müssen aber heute noch ins ruhige Val Müstair = Münstertal und da es schon fortgeschrittener Nachmittag stürzen wir uns bergab. Auf einer buckeligen Wiese macht unser Fotograf Moritz wieder mal einen seiner coolen Abheber mit dem Ergebnis, dass ich es hinter mir massiv krachen höre. Sein Schaltwerk hat ihm so viel Dynamik übelgenommen, sich in seine Einzelteile samt gebrochenen Käfig zerlegt und dabei noch 3 Speichen abgerissen. Mit viel Geschick schafft es Moritz das Bike sogar ansatzweise schaltbar zu machen, aber ein Bikeshop muss jetzt her.
Vorher führt uns unsere Trailsucht noch auf einen langen Hangtrail ins Val Müstair, den wir leider vorzeitig wegen einer heruntergekommen Mure abbrechen müssen. Der schmale Trail ist hoch mit Gras bewachsen, selten begangen und etwas ausgesetzt. War da nicht auch ein Warnschild am Eingang des Trails? Egal, erschöpft finden wir zu unserem Glück eine Downhill Alternative und es geht über einen weiteren schmalen Wiesensteig runter nach Taufers. Es ist spät geworden und wir entscheiden uns die letzten Kilometer auf der Straße zu rollen. In Münster gibt es den Shop the bike patcher, der uns als Transalpgruppe auf einigen Engadin Touren mit ALPS den Tag, wenn nicht die Woche gerettet hat. Die Tür steht auch nach 19:00 Uhr tatsächlich noch offen und Sergios Mutter ist da. Er selbst bekannt durch seine Sonderanfertigungen, da wird über Nacht schon mal eine Nabe aus einem Alublock gedreht und gefräst, ist gerade auf der Eurobike. Diesmal ist die tatsächlich schon Anfang Juli. Wir haben Megaglück und bekommen ein defektes X0 Schaltwerk für den Käfig sowie neue Speichen. Vielen herzlichen Dank und eine große Empfehlung für the bike patcher im Münstertal!
Nach diesem sehr langen Tag empfängt uns kurz vor 20.00 Uhr Hans der Chef vom Hotel Schweizerhof in Santa Maria. Wir haben wieder in die Schweiz gewechselt und Santa Maria ist ein nicht so touristischer, beschaulicher Ort am Rande Graubündens, der für seine Schmugglerpfade bekannt ist. Hans ist ein ganzer Kerl und Harley Davidson Biker, der Chef kocht hier selbst und bietet Motorradtouren an. „Da hauts Dir dei Bommelmützn vom Kopf“ ist die Antwort als Moritz „is des jetz auch elektrisch?“ mit seiner Mons Royal Bommelmütze ausgestattet nach Hans stylischen, transformerartigen Polaris Slingshot Dreirad fragt, mit dem man die Strasse zum Umbrailpass und Stilfserjoch hochjagen kann. Hans ist ein Supertyp und wir schrauben nach dem Essen noch an den Speichen und dem Schaltwerk bis in die Nacht hinein. Er hält die Garage so lange offen, obwohl das ganze Hotel schon schlafen gegangen ist. Nachdem auch noch ein Platter am Vorderreifen geflickt ist, kann sich das Ergebnis sehen lassen und wir sind wieder einsatzbereit für den kommenden hochalpinen Einsatz auf dem Tibettrail.
Nachtrag zur 7SIII Transalp 2021
Um 1800 sind wir mit Hermann (Hermann Bike Shuttle) in Prad verabredet, damit er uns noch zur Tibethütte direkt am Stilfser Joch hochshuttelt immerhin 1900hm. Als alles im Kleinbus ist, legt er so richtig los und fährt rasant die enge Passstrasse rauf, während uns Falk mit Kondomwitzen unterhält. Beim Autofahren ist Hermann ein cooler Hund wobei eigentlich Berufsmusiker mit dem Bariton. Er macht das so locker, das einige Fahrzeuge vor uns entnervt aussteigen und wir vorbeiflitzen. Dabei erzählt er uns von den Größen der Region wie der Skilegende Gustav Thöni und auch Alberto Tomba la Bomba hat schon oben am Stilfserjoch trainiert. Etwas krass ist, daß es sich um ein reines Sommerskigebiet handelt, denn im Winter sind die Passstraßen dicht.
Nach ca. 30 Kehren thront die Tibethütte linkerhand über dem Pass, rechts die Dreisprachenspitze mit dem Einstieg zum Goldseetrail. Wir sehen einen ganz runden Bau mit einem Turm in der Mitte und den Zimmern, alles ist super gepflegt und ganz neu renoviert. Draussen auf der Terrasse sitzen wir noch mit Hermann auf ein Bier, doch jetzt wird es sehr schnell kalt hier und die Sonne verschwindet. Unser Top Eindruck ändert sich auch nicht beim Abendessen, super lecker und nette Dirndl Bedienung, mega Ausblicke auch auf den Ortler Gletscher und nette Gespräche mit den Tischnachbarn. Schließlich gehen wir zu Bett und stellen fest das wir in Tortenstückenbetten schlafen, damit diese sich in die runde Fassade nahtlos integrieren. Es wird so herrlich dunkel und still und man schläft wie ein Baby auf 2800m.
Tom Bauer 2018 & 2021