Zusammen mit Tom und Sascha von Go-Alps einen Podcast (Spotify Link) zum Thema Gravel Transalp machen zu können, ist eine wunderbare Ergänzung zum 7S Ansatz. Warum ergänzen? nun der Siegeszug des Gravelbikes hat spezifische Gründe, die auch Transalp gerade verändern und erneuern…

Seit wenigen Jahren bin ich als – passionierter Mountainbiker – wieder aufs Rennrad gekommen. Aufs Rennrad genommen nicht ganz, sondern aufs Gravelbike. Diese neue Gattung Fahrräder, die man als Symbiose zwischen Rennrad und Mountainbike betrachten kann, macht richtig Furore. Die Möglichkeit sich flexibel zwischen Asphalt und mehr oder weniger befestigten Wegen zu entscheiden, ergibt ganz neue Spielräume! Das geht schon längst mit dem Trekkingbike, aber dessen Ruf ist eingestaubt, da es nicht gerade an Dynamik strotzt und eher von gesetztem Publikum bevorzugt wird.

In Bayern ists so schee!

Was sind also die Hauptvorteile des Gravelbikes:

  • Dynamik und Endgeschwindigkeit (fast, in der Tour stand gerade ein Wert von 40Watt Zusatzleistung bei 30km/h für ein Gravel im Vergleich zum Aero Racer) wie beim Rennrad, auch auf gut geschotterten Wegen
  • Offroadfähigkeiten (fast) wie ein MTB, sogar Trails sind möglich
  • Bikepacking Möglichkeiten, die über das Trekking Bike hinausgehen, mit neuen Taschensystemen am Lenker, Rahmen, Sattelstütze oder an der Gabel
  • Ein Gravelbike ist dabei unkompliziert und wartungsfreundlich: robuste Laufräder + Reifen und zumeist keinerlei Federung
  • Zu guter Letzt: preislich ist der Einstieg ins Graveln einigermaßen günstig zu machen!
  • ODER simpel gesagt: das eine für alles Bike…oder wie die BIKE schrieb „der goldene Schnitt“

Höchste Zeit das Gravelbike auch in den Alpen und auf Transalp einzusetzen und hier ist schon einiges an Ridern und Touren-Anbietern, Buchautoren usw. unterwegs. Go-Alps für das ich guiden darf, wird sein Programm in der Saison 2024 gleich um 2 Gravel Touren 1. Von der Zugspitze zum Gardasee (leicht) und 2. von Bad Tölz/Lenggries zum Gardasee (schwer) ergänzen, zudem besteht die Möglichkeit auch auf den Trekking Routen das Gravelbike zu nutzen.

Ich habe dieses Jahr die Level 3 Tour von Bad Tölz zum Gardasee über 6 Etappen/460km/9050hm zusammen mit Daniel und weiteren Teammates gescoutet und bin total geflasht von einer Alpenwoche mit einem Mix aus Rennrad und Mountainbike über Pässe, auf Trails und Schotterpisten.

Impressionen vom Gravel Transalpen

Im Podcast sprechen wir u.a. darüber, was für ein Gravelbike es denn für eine Transalp sein sollte. Hier die Zusammenstellung meiner Takeaways:

  1. Ein modernes Gravelbike mit aktueller Geometrie/Technik d.h. Steckachsensystem, Scheibenbremsen, flacher Lenkwinkel, kurzer Reach, hohe Lenkerposition also wenig Sattel-Überhöhung, breite Lenker mit etwas Flare ggf. geringerer Drop, etwas dämpfende Konstruktion z.B. Sattelstütze/Sattel/Rahmen ist aufgrund geringerem Komfort (keine Dämpfer) nicht falsch. Eine versenkbare Sattelstütze ist hingegen nicht zwingend notwendig und wir senken den Sattel unterwegs nicht ab.

  1. Mission Critical für sicheres Graveln: die Reifenbreite sollte/muss mindestens 40mm, vorne auch gern 45mm betragen. Zwischen 2-3 bar fahren, nicht zuviel Druck fahren, sonst leidet die Traktion und der Komfort.
  2. Klickpedalen sind Flat Pedalen bei Weitem für den runden Tritt vorzuziehen, auch wenn ausgeklickt werden muss.
  3. Die Schaltung sollte 11 oder 12 oder 13fach übersetzt sein, mit bergtauglicher Übersetzung z.B. 1fach vorn mit 44er Explorer oder größerer Kassette hinten bei 2fach geht es dann auch mit einer 42er Kassette hinten.
  4. Ein Rucksack kann nach Möglichkeit vermieden werden und Tagesgepäck in Rahmen- und/oder Lenkertasche untergebracht werden. Dies bedeutet auch, dass kein Camelback zum Einsatz kommt, sondern 2 Trinkflaschen. Gepäckträger/Sattelbananen sind denkbar, aber dem Schwerpunkt des Bikes nicht besonders zuträglich.
  5. Eine Klingel sollte vorhanden sein. Ausreichendes Licht vorn für Tunnel und nach hinten eine Positionsleuchte für Asphalt Passtrassen sind zu empfehlen.
  6. Bekleidung ist – weiter geschnittene – Rennradkleidung (Achtung: laut Tour ist weite Kleidung mit ca. 30 Watt Zusatzleistung ein Wattfresser) kann aber auch mit MTB kombiniert werden z.B. Baggies, kurze Radhandschuhe, Klickpedalschuhe, große Brillen, Rennradhelme sind Standard. Es werden üblicherweise keine Protektoren gefahren.
  7. Fahrtechnik: das Fahren im Unterlenker ist wichtig, um sicher im Gelände zu sein.  Dies fällt manchen, die vom Rennrad kommen schwer. Viele Passagen können nicht mit den Händen oben am Lenker gefahren werden, das sind insbesondere die schnellen und auch die technischen Passagen. Nur so kann man Stösse von unten sauber kontrollieren. Beim Abfahren zentrale Position im Rahmen einnehmen, nicht ABSITZEN sondern mit Körperspannung etwas Luft zum Sattel halten. Die Neigung des Bikes mit dem Sattel kontrollieren und durch den Flamingo Style (Pedale runter) in Kurven auf der Aussenseite Druck auf den Reifen bekommen. Damit rechnen, dass im technischen Bergab der Sattel stört und die Hüftbewegung ggf. auch mal einen etwas hinter den Sattel rutschen lässt, aber nie dahinter oder davor einklemmen! Einklemmen vor dem Sattel auf schneller Abfahrt ist gefährlich wegen fehlender Bikekontrolle z.B. Schlaglöcher und mittlerweile im Rennbetrieb verboten.

Am schönen Gardasee immer noch Gravel

Ich wünsche Euch viel Spaß mit dem Podcast und freue mich auf Euch auf der Go-Alps Gravel Transalp Tour!

Tom Bauer 2023

Author

Biketransalp

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