AND THE WINNER IS: welches Fortbewegungsmittel aus BioBike, EBike, Seilbahn oder EPKW gewinnt, die 7S Transalp am energieeffizientesten und kostengünstigsten zurückzulegen? müsst Ihr ein richtig schlechtes KLIMA-Gewissen haben, wenn Ihr Euch im Uphill helfen lasst? die Ergebnisse verblüffen…
Seit längerem frage ich mich, ob die Entwicklung im Mountainbike Sport und der Fahrradindustrie den richtigen Weg einschlägt. Es geht – wie überall – nach dem Motto „Höha, Schnella und Weita“ (Copyright by Rödelheim Hartheim Projekt, der Song ist eher langsam und man merkt wie sehr die Dinge sich beschleunigt haben), koste es was es wolle. Das fängt beim Ressourceneinsatz in Alu/Stahl/Carbon/Kunststoffen, Akkus und E-Motoren an, geht über ständige Innovation in HW/SW und steigende Produktions-/Riderzahlen bis hin zu Veranstaltungen nach Vorbild der Red Bull Rampage bei der sich MTB Elitefahrer sprichwörtlich um Kopf und Kragen fahren. UND IST DAS GEIL? ja leider, denn Inspiration, Motivation sowie Innovation und Aspiration sind die Antreiber, die bei Menschen wirklich ziehen und irgendwie ist das auch gut so!
Also muss jeder für sich selber entscheiden, wie er Biken interpretiert und mit etwas Toleranz weniger an dem Nörgeln, was denn andere so auf oder mit oder aus dem Bike machen. Auf der anderen Seite ist der ungehemmte Energiehunger gar nicht gut für unser Klima und jeder kann durch sein Konsumverhalten mit dazu beitragen Energie einzusparen und die CO2 Bilanz etwas zu retten. Glücklicherweise – so hört man immer wieder – sei Fahrradfahren ein probates Mittel zum Energiesparen. Das wollen wir hier einmal einmal Nachrechnen: welches Verkehrsmittel ist aus Energiegesichtspunkten am „besten“, um auf Transalp zu gehen. Hier findet Ihr die verblüffenden Ergebnisse am Beispiel der 7SI Transalp.
Kassa der Bergkastelbahn in Nauders Copyright (c) Moritz Ablinger
„Nachrechnen“ hört sich zunächst einmal einfach an, wie ein Kassensturz. Aber bei weiterer Recherche stellt man schnell fest, dass hier enorm viele Faktoren eingehen z.B. Auslastung oder Fahrweise und teilweise eher Meinungen zum Verbrauch kolportiert werden, als harte Fakten. Die Konkurrenz zwischen den verschiedenen, ach so grünen, Verkehrsmitteln ist sehr hoch und das wäre sie auch ohne die Klimafrage. Autofahrer mögen Biker generell schon mal eher nicht, Biobiker mögen EBiker tendenziell nicht und erstere sind nun beste Freunde der Wanderer geworden, obwohl sie nach wie vor die Wege streitig machen. Überall wo Nutzungsdruck auf die Natur und Infrastruktur kommen, sind Konflikte irgendwie unvermeidlich. Und meine persönliche Wahrnehmung ist: zurück will eigentlich keiner, „weniger ist mehr“ klingt zwar gut, aber wenn jemand NUR seine elektrische Zahnbürste abgeben soll, dann stellen wir fest ohne diese Dinge nicht mehr leben zu können.
Desweiteren wäre eine Vollkostenrechnung a la TCO – Total Cost of Ownership auch eher eine Doktorarbeit, als ein Blog Artikel. TCO kommt aus der IT und soll eben wirklich ALLE Kosten für ein Produkt erfassen, solche wie Herstellkosten/Errichtungskosten/Betriebskosten/Löhne/Entsorgungskosten/Renaturierungskosten etc. etc. bzw. der damit verbundene Ressourcen- und Energieverbrauch von Bikes, EBikes, Seilbahnen, PKWs, Eisenbahnen etc. Dies wollen wir hier so weit wie möglich unberücksichtigt lassen, denn am Ende würde man die Diskussion führen, ob es denn das alte 26 Zoll MTB hinten in der Garage nicht doch getan hätte. Letztlich ist natürlich die Nutzung von Bestand immer am nachhaltigsten, was die Energie der Herstellung betrifft, aber konkurriert mit der Effizienz eines modernen Produktes und wie es genutzt wird oder genutzt werden soll/muss. Oder könnt Ihr Euch ernsthaft vorstellen, dieselben Transalps von heute mit dem Material von vor 30 Jahren zu bestreiten?
Schauen wir also nur auf die nackten Stromverbräuche der verschiedenen modernen Verkehrsmittel und die Kosten, die unmittelbar dafür an der Kassa zu berappen sind, unabhängig was da alles reingerechnet sein mag.
- Das BioBike ist halt nicht zu schlagen, keine Batterie = kein Stromverbrauch und damit keine Frage nach Emissionen. Top! Nur welche Biker schaffen ca. 20.000hm in 7 Tagen, also ca. 3.000hm Uphill am Tag? vom Downhill ganz zu schweigen, sagen wir einfach: die wenigsten.
- AND THE WINNER IS: die effizienteste „unterstützte“ Weise Transalp zu biken ist tatsächlich BioBike + Seilbahn sinnvoll zu mixen. Das finde ich erstaunlich und fühle mich sehr wohl dabei! Bei einer aus dem Winter eh vorhandenen Seilbahn macht bei ordentlicher Auslastung auch ein Sommerbetrieb Sinn. Der Stromverbrauch der Seilbahn allein ist dann erstaunlich niedrig und nur wenig über dem EBike. Im Mix ist und bleibt es die sinnvollste Lösung, eben selber treten und sich manchmal helfen lassen. Leider ist die Seilbahn-infrastruktur und -betrieb teuer und der Betreiber kassiert hierfür sofort ab. Deshalb sind die Kosten hier auch sehr hoch!
Mendelbahn bei Kaltern Copyright (c) Moritz Ablinger
- Moderne EBikes sind in 2023 schon auf Reich-weite/höhe getrimmt doch, will man ca. 20.000hm mit dem EBike zurücklegen, kommen auch bei einer modernen 700-900Wh Batterie 10-15 Ladezyklen zusammen. Dies wird in einer Woche OHNE Zusatzakkus nicht zu realisieren sein und auch mit der preislich sehr günstigen E-Unterstützung eine gewaltige Herausforderung in Kraft und Konzentration sein, denn spätestens im Downhill sollte man voll bei der Sache sein.
- Eine weitere durchaus effiziente Möglichkeit ist deshalb die Kombination von EBike und Seilbahn, auch wenn es den Strombedarf verdoppelt und die teuerste Variante ist. Hier hat man den Lift durchgehend in der Tasche dabei und kann mit der EBike Ressource effizient also auch sparend=im Eco Modus umgehen. Limits sind hier eher das Gewicht des EBikes, denn Tragepassagen von 500hm mit 23kg Gewicht nur vom EBike, halte ich für nicht machbar. Bleiben noch Light-EMTBs wie das Rotwild R.X 275 oder das Specialized Kenovo oder das Orbea Rise….hier Bedarf es Erfahrung, was damit individuell möglich ist, aber shutteln kann man mit all diesen Bikes.
Trockenübung Lifteln 😉 mit dem EBike am Rettenbachferner in Sölden
- Die Wahl eines EVs oder EPKWs wird auf Transalp nicht zu realisieren sein, denn wozu dann überhaupt noch von Transalp sprechen, wenn man sich ins Auto setzt? Das sich verlegen auf die Strasse war in Vor-MTB-Zeiten aber real und in den 1950-60-70-80er gab es das beliebte Autowandern und bei einigen mit Auto oder Motorrad auch heute. Nichtdestrotz zeigt der hohe Energieverbrauch, welchen Luxus wir uns mit dem Indiviualverkehr leisten und zumuten. Faktor 10-20 zu den anderen unterstützten Varianten ist kaum zu begründen, aber ein Auto macht uns natürlich mehr oder weniger unabhängig von Distanz, Zeit und Wetter.
- Bleibt noch die Frage, wie es mit weiteren Verkehrsmitteln wie einem Shuttlebus oder der Eisenbahn aussieht? Nun ebenfalls nicht leicht zu beantworten und die Antwort der Rhätischen Bahn (ich liebe sie!) zu 100% Strom aus Wasserkraft zu nutzen ist teilweise ein Etikettenschwindel, damit wir uns gut fühlen. Die weiteren Artikel kommen hier zu kritischen Ergebnissen nämlich „Das Reisen mit der Bahn verbraucht also rund 50 Prozent mehr Strom als das Reisen mit dem Elektroauto.“ UND „Das mit Abstand energetisch beste Verkehrsmittel ist/wäre der – elektrische – Reisebus. Der wiegt nämlich im Schnitt nur rund 400 Kilo pro Person und fährt nicht so schnell“. Leider oder eher zum Glück müssen und können wir nicht mit 50 Leuten auf den Sitzen Transalp fahren…aber uns einen kleinen Shuttlebus mit ca. 8-10 Leuten zu teilen, muss nicht zu einem total schlechten Klimagewissen führen, erst recht nicht, wenn der in Zukunft emissonsfrei und elektrisch fährt.
EBike in der Giggijochbahn in Sölden
Referenzen
EBike
Seilbahn
https://energie.ch/seilbahnen/
EV – EPKW
https://www.goingelectric.de/forum/viewtopic.php?t=57013
https://www.goingelectric.de/forum/viewtopic.php?t=76216
Eisenbahn
https://www.rhb.ch/de/unternehmen/portraet/nachhaltigkeit/100-prozent-wasserkraft
Tom Bauer 2023