Epische Trails entlang tiefer Schützengräben und 2 Bikeparks auf dem Weg nach Madonna. So spannend und trailig seid Ihr die bekannte Transalpetappe noch nie gefahren.

Tagessteckbrief Stage 5 Ponte di Legno (Pezzo) – Madonna Di Campiglio

Nach einem Abend mit Bergen von Pizza, Insalata Mista und zu viel Hauswein wachen wir ein wenig verkatert in unserem 6 Bettzimmer mit Waschmaschine auf. Die anderen sitzen schon beim Frühstück, was für italienische Verhältnisse sehr üppig ausfällt. Das beste aber zum Schluss: beim Aufbrechen werden wir herzlichst verabschiedet und verewigen uns auf dem Foto mit der Chefin im Flow der hier nicht enden wollenden Transalp Rider und hoffen inständig uns im Fotoalbum des Da Giusy wiederzufinden.

Rifugio Bozzi

An diesem Tag machen wir nicht den Schlenker über den Bikepark Tonale und den Cima Casiaiole/Passo dei Contrabbanderi. Shame on us das werden wir nachholen! Gut, daß das Mountainbike Magazin das bereits als Schmugglerroute über den Passo dei Contrabbanderi (2681m) beschrieben hat, allerdings ohne den Abstecher auf den Cima di Casaiole (2783m). Es ist schattig und geht zunächst in die Sackgasse in den kleinen Ort Case di Viso. Das Tal endet einfach und es türmen sich die Berge und der lange Anstieg zum Rifugio Angelino Bozzi und der Montozzo Scharte vor uns auf. Hier sind wir nicht allein, lycrahechelnde italienische Marathonis, motorisierte Ebike Enduristen und natürlich auch Transalper wollen hier rauf. Man tauscht Nettigkeiten aus, ein italienischer Ebiker entschuldigt sich gar bei mir, das er mich überholt. Null problemo, auf den doch immerhin gut 1000hm am Stück muss jeder sein Tempo finden. Von der Seite kommt der hochalpine, technisch zu fahrende Pfad vom Cima Casaiole und hier steht auch eine Warnung vor alpinen Gefahren, diese Überschreitung hat also durchaus Anspruch.

Passo di Contrabbanderi und kurz dahinter der Cima di Casaiole

Mit kurzer Pause und Espresso am Bozzi geht es noch steiler zur Montozzo Scharte rauf. Ich werde von italienischen Ebikern bedrängt, die mich alle locker abhängen. Doch dann ist es so steil und geröllig, dass die ihr elektrisches Drehmoment einfach nicht mehr auf den Trail bekommen. Einer nach dem anderen steigt ab und es ist so steil, dass die Schiebehilfe einfach nur den Boden aufwühlt. Unsere Stunde ist gekommen und wir schultern die Bikes und sind noch vor den Ebikern auf der Scharte. Also doch alles eine Frage der Technik, fragt sich nur welcher.

Montozzo Scharte 2613m

Die Montozzo Scharte auf 2613m empfängt uns mit tiefen, alten Schützengräben, Stacheldraht und Gedenktafeln eines unmenschlichen Krieges. Es ist windig und auch im Graben äusserst ungemütlich, deshalb fahren wir etwas zurück in den Windschatten zum Umziehen.

Der nun folgende Trailrausch gehört zu der Sorte Epic und Must Ride, der Trail No. 705 Grande Guerra beginnt hochalpin und entspannt, um dann schwieriger und schmaler zu werden. Teilweise ist er von uns Bikern verursachten tiefen Rinnen durchzogen. Wir bremsen alle viel zu viel und falsch, denke ich. Es folgt ein langer mega cooler Hangtrail mit dem Lago di Pian Palù auf 1800m auf der linken Seite, wir können das mit 160mm flowig und sicher abfahren und überholen ein paar Hardtailfahrer, die sich etwas schwerer tun.

Trails zum Lago di Pian Palù

Unten am See Lago di Pian Palù machen wir Pause am Wasser und holen die Pizzareste von gestern raus. Da wir schon wieder gut in der Fettverbrennung gewesen sind, schmeckt das super köstlich. Weiter wird Fat geburnt, denn wir bleiben auf Trails am rechten Rand des Flusses, die mega Spaß machen aber auch viel Zug auf der Kette brauchen. Schließlich kommen wir hoch zum Forte Barba di Fiori und rollen aus zur Strasse. Danach kommen noch kurze Trailpassagen, aber um ganz offen zu sein, nun ist es transferlastig nach Daolasa und Madonna.

Daolasa

La Preda Trail

In Daolasa kommt aber noch der Bikepark und wir machen Pause. Wir treffen viele Fullfaceenduristen und den typischen Italian Style: federweglastiges Bike und komplett Protektoren mit Weste, Neckbrace sowie Fullface etc. ausleihen und aus einem Standarditaliener wird wie der Blitz ein Hardcoreendurist, wenn nicht gar Downhiller, denn guter Style geht hier über alles. Wir haben die Lines im Bikepark nicht probiert, wer noch Zeit hat, der nehme das unbedingt mit! Allerdings sollte man schon 1,5 Stunden „mit alles“ hier einplanen und noch genügend Kraftreserven haben, denn zumindest als Biobiker ist man hier eher zur Kaffeezeit am Nachmittag unterwegs.

Vielleicht ist das der Grund warum wir mit Madonna di Campiglio ein wenig fremdeln, das ist einfach nicht der Sommer- und auch nicht der bikerfreundlichste Ort in den Alpen. Wo sind hier die guten Trails nachdem die erste Hälfte des Tages mehr als cool war? Unser Einlauf in Madonna ist deshalb etwas getrübt, ob der Transferstrecke und auch der Trail La Preda ist Richtung Madonna nur kurz befahrbar und – gähn – recht langweilig. Dafür haben wir die kulinarischen Themen für Euch in Madonna nachgearbeitet, da ist zum einen das sehr leckere Ristorante Le Roi zu empfehlen und die Cocktails als Absacker im Cafe D’Or mitten im Ort mit jungem Publikum und sehr guter Mukke.

Cafe D’Or

Tom Bauer 2021