Reisebericht „Wintertransalp mit dem Fatbike“

Die Route: Innsbruck – Bozen in 3 ½ Tagen, 176km und 5600Hm. Von Innsbruck nach Trins im Gschnitztal. Am 2ten Tag hoch über den Brenner Grenzkamm nach Pflersch bei Gossensass. Weiter am 3ten Tag über das Penser Joch ins Sarntal. Am 4ten und letzten Tag schließlich über den Möltener Kaser ins sonnige Bozen.

Daten von OpenStreetMap – Veröffentlicht unter ODbL

Wintertransalp mit dem Fatbike…“Du bist ja total krank“, war die erste und klare Antwort auf meine Idee. Kann man auch im Winter eine Transalp fahren, während alle anderen Ihre Bretter wachsen? Es hat sich viel verändert, wir schreiben das Jahr 2014 und Transalp Fahren ist eine Jedermann Veranstaltung geworden. Wir haben einen sich andeutenden Klimawandel, Planung und Ausrüstung sind perfektioniert und ja, es gibt eine neue Fahrradgattung aus USA, die verspricht mit so ziemlich allem fertig zu werden – das Fatbike.

Der Gedanke lässt mich also nicht mehr los. Ist es es jetzt krank oder einfach nur cool? In 2008 hatte die Bike mal einen Bericht über eine Wintertransalp gebracht Ehrwald – Gardasee, die einfachste Transalp über die Via Claudia auf Bikes mit Spikes – pah – bibbern vor Kälte kann ich auch auf den Haustrails. Ich entwerfe also einen Kriterienkatalog, was der ersten offiziellen Winter Transalp würdig sein sollte:

  1. Es sollte Spaß machen, auch wenn es hart wird und bestimmt nicht Jedermanns Sache ist.
  2. Die Überschreitung des Alpenhauptkammes definiert eine Transalp.
  3. Es sollte nicht nur über die möglichst flachsten Pässe z.B. Brenner oder Reschen gehen, sondern auch angemessen Höhenmeter beinhalten.
  4.  3-4 Fahrtage bei kalten Temperaturen sind besser als 1 Woche Flachetappe fahren, nur um unbedingt die kompletten Alpen hinter sich zu bringen.
  5. Ähnlich dem Skitouren sollten ein Berg und eine Abfahrt, das wesentliche Profil für einen Tag ausmachen. Grund: Schwitzen/Auskühlen und die Menge an Wechselwäsche, die man mitführen kann.
  6. Tagesetappen sollten bei 40-60km und 1200-1500hm liegen, Tagesfahrtzeit ist maximal 6-8 Stunden auch wegen dem wenigen Licht.
  7. Das Wetter sollte tendenziell sonnig sein (Sichtverhältnisse) wobei  <-10 Grad kein wirkliches Wetter zum Fahren ist.
  8. Die Wege sollten – wenn auch schneebedeckt – erkennbar und vor allem einigermaßen fahrbar mit dem Fatbike sein.  Es sollte nicht in NUR Schieben insbesondere bergauf ausarten, ganz ohne Schieben/Tragen wird es aber nicht ausgehen.

Mir fällt Uli Stanciu ein, der Transalperfinder von Bike GPS, der müsste es schließlich wissen. „Die Fatbikegattung sei sehr interessant auf ruppigen Gardaseetrails“ ist seine Antwort aber „Transalp im Winter? es gäbe doch viele Gefahren.“ Er lässt mich aber nicht hängen, sondern gibt mir wertvolle Tipps z.B. den Brenner Grenzkamm oder das Penser Joch. Die Idee ist richtige Berge zu erklimmen, aber immer als „Fallback“ auf den Brennerradweg zurückfallen zu können. Die Route Innsbruck – Bozen in ca. 3-4 Tagen entsteht. Ich plane 2 Varianten eine Snow und eine No-Snow Variante und will jeden Tag neu entscheiden. Die Planungen beinhalten alles was mountainbike- und transalpwürdig ist: tolle Panoramen, Passüberschreitungen und auch geile Trails.

Das Fatbike: ein neuer Trend, der schon länger in den USA bekannt ist. Eine Neuinterpretation des MTBs als SUV-Fahrrad, ein Adventure-Bike für dort wo es keine Wege mehr gibt, mit riesigen Reifen. Entsprechend breiter ist der Rahmen samt Kurbeln ausgelegt, häufig komplett ohne Federelement aber der Möglichkeit auch Gepäckträger vorne und hinten zu montieren. Ein Fatbike kann die Bikesaison deutlich verlängern, es ist gut, wenn die Wetterverhältnisse schlecht sind und der Boden weich, wie im Schlamm oder Sand oder eben auch auf Schnee. Es sollte sich durch eine super Traktion und eine gewisse Dämpfung aus den Reifen auszeichnen, die mit einem sehr geringen Luftdruck von ca. 0.5-0.8bar gefahren werden. Mit dem Fatty ist man natürlich nicht ganz so aggressiv im Gelände unterwegs wie auf einem Enduro, dafür hat es ein sehr breites Anwendungsspektrum und über Schlüsselstellen bergauf wie bergab hoppelt das Dicke entspannt drüber.

Eine kurze Kaufberatung:

  1. Die Qualität/Austattung der Bikes variiert noch sehr stark und es sind bedenkliche Einstiegsangebote <1000 Euro am Markt. Ein gutes Fatty wird mit ein paar Optimierungen bei ca. 1800 Euro liegen, nach oben gibt es preislich natürlich keine Einschränkungen.
  2. Das Gesamtgewicht sollte maximal bei 14-15kg liegen, damit man nicht nur ein Show Bike für die Fahrt zur Eisdiele, sondern ein outdoortaugliches MTB bekommt.
  3. Beim Gewicht ist Rahmengewicht aber auch das Gewicht der großen Laufräder samt Reifen zu beachten. Ein Carbonrahmen oder leichter Alurahmen hilft das Gewicht entscheidend zu drücken. Bei den Rädern ist das Gewicht kritisch, denn die zu bewegende Masse hat erhebliche Auswirkungen auf die Agilität des Bikes.
  4. Die Reifen sind von besonderer Bedeutung und müssen eine gute Laufeigenschaft haben (sofern man bei ca. 4 zoll breiten Reifen davon sprechen kann) sowie eine gute Gummimischung und Haltbarkeit unter einen Hut bringen.
  5. Bei den Federelementen ist weniger mehr, ebenso wie bei der Möglichkeit einer hydraulischen Sattelstütze. Da das Bike häufig im Schlamm, Sand usw. und auch bei kaltenTemperaturen bewegt wird, kann es nützlicher sein nur mit der Dämpfung der Reifen zu fahren d.h. Hardtail mit Starrgabel. Man erhält ein sehr robustes Bike mit wenig Pflegeaufwand.
  6. Bitte an den Bremsen nicht sparen d.h. hydraulische Scheibenbremsen mit ausreichend großen Bremsscheiben sind Pflicht, bitte die Billigangebote mit bremszugbetriebenen Scheiben ignorieren!
  7. Einfach- oder Zweifachkurbel vorne sind Geschmackssache 22-36er oder ein 28-30er Blatt vorn dann mit 11/12 Ritzeln hinten (bis zu 50 Zähnen) sind am bergtauglichsten.
  8. Bei der Schaltung gibt es keine Unterschiede wie bei einer Wahl an jedem anderem MTB.

Mein neues Fatty wird nach vielen Recherchen ein Trek Farley und ist am Markt Ende 2014 kaum zu bekommen. „Das wird ein Schweinezyklus. Nächstes Jahr wird es eine Überkapazität an leichten Fatbikes geben. Ich wette“, so die Antwort eines Bikespezls.  Nach langem Suchen doch noch eines bekommen und ja, diese Bikes sind anders. Diese Fahrräder polarisieren! Erwachsene bekommen große Augen und fangen an zu tuscheln, die Kinder einfach nur an zu lachen oder zu schreien. Aber schon bei meiner DIMB Trailscout Ausbildung im Herbst waren gleich 2 der Ausbilder Fatbike Protagonisten. „Das sei the next big thing im doppelten Sinne und wieder Fahrradfahren pur. Da wo andere Bikes längst trudeln fahre man mit der Traktion einfach gerade aus.“ Die ersten Tests um München zeigen: Fat ist Fun, in der Tat Traktion ohne Ende, puristisches Fahren mit Starrgabel und eine neue ungewöhnliche Art der Dämpfung aus den Reifen – könnte also klappen.

Mitfahrer? Fehlanzeige…die guten Gründe kurz vor Weihnachten sind vielfältig: „Ich muss noch Geschenke kaufen und mich um meine Familie kümmern, mein Schwager feiert seinen 50igsten bis zu ich schwitze und dann ist mir immer so kalt.“ Alle wünschen mir gaaanz vieeelll Spaß und es stimmt ja irgendwie: ich bin total crazy. Meine Frau und Tochter sind total genervt, wenn ich Ihnen wochenlang den Reiz dieser Unternehmung im kleinsten Detail schon im Voraus erläutere.

Obwohl ich ein total intensives Arbeitsjahr habe umfänglich nach Tipps zur Winterbikeausrüstung gesucht und gelesen, dass in Alaska mit den Fattys auf Schnee ein Teilstück eines 1000 Meilen Rennens auf verlassenen Trails gefahren wird (iditarodtrailinvitational.com), geht doch. Noch irgendwie alles besorgt und los, denn da kommt vor Weihnachten ein gutes Wetterslot in Sicht. Nordföhn und ich will nach Süden, klingt gut. Schneelage noch eher gering, also Wechselfahren zwischen Schnee und aper zu erwarten.  Meine Einstellung aus der Werbung „..das ist kein Berg, das ist das nächste Level…“ und meine gute Fitness lassen mich mit Zuversicht nach vorne schauen.

Samstag 20.1.2014 München – Innsbruck Anreise mit dem Zug

München 3 Grad und Kopfweh, Schmerztablette. Die Familie ist froh mich endlich loszuwerden. Rüber zum Pasinger-Bahnhof und dort treffe ich gleich ein Pärchen aus dem Sauerland auf dem Weg nach Leutasch. Skilanglauf bei wenig bis gar kein Schnee. Die Fahrt mit dem Zug wird kurzweilig, das Fatbike ist Gesprächsthema und beide passionierte Biker. Sie fahren vom Birdy Klapprad bis zum Specialized Enduro alles. Sie sagt „wenn die neue Bike kommt, dann lese ich den „Lesewitz“ immer zuerst“. Ist Biken im Winter eine Alternative? Die beiden können sich das auf jedenfalls vorstellen. Beim Abschied wünschen sie mir „immer 3-4 Zoll Luft auf den Reifen“ – Fatbike eben.

Dann kommt eine Schweizerin aus Zürich mit 2 Jungs, „gut geht’s oderrr? mit den dicken Reifen!“. Die Jungs sind oberschlau und wir haben so ziemlich alle Länder in Nord, Süd, West und Ostausdehnung hinter uns. Jetzt nerven sie und hängen fast komplett auf mir drauf, ich mache mich aussteigebereit „Sie wollen schon aussteigen?“.

Samstag 20.12.2014 11:30 Innsbruck nach Trins am Brenner, 32km, 1200 Hm

Vor dem Hauptbahnhof in Innsbruck bin ich Attraktion der schaulustigen Menge beim Bilderschießen. Es regnet leicht und ist wolkenverhangen. Also rauf nach Igls und auf der steilen, nassen Teerstraße harmonisieren mein Fatty und ich nicht wirklich. Ich denke an Abbruch der unsinnigen Aktion. Dann durchstoße ich die Wolkendecke und plötzlich läuft alles wie von selbst. Das Gelände ist kupiert und die Straße verläuft hoch und runter, in der Sonne kein Problem. Schließlich erreiche ich Matrei und dann Steinach an der alten Brennerstraße. Rüber nach Trins, das Gschnitztal empfängt mich mit tollem Panorama. Auf dem Kunstschnee am Lift, nicht größer als ein weißes Tischtuch, kann ich endlich Bilder auf Schnee machen. Pension Erika ist sehr freundlich. Ganz oben ist sogar Skibetrieb, morgen geht’s hoch zum Brenner Grenzkamm. Abends noch bei Max Pizza Essen mit der Kurierfahrerfamilie aus Hessen – Fatbikefahren ist gesellig. Das Fatbike ist in der Pension sowieso gleich rund, Erikas Mann ist begeistert von den riesigen Reifen.

Fatbike = Snowbike?

Sonntag 21.12.2014 Trins nach Plersch-Ladurns (über den Brenner Grenzkamm) 45km, 1700Hm

6:30 Aufstehen, Frühstück um 7:00 ich will das Licht des Tages voll ausnützen. Die Nacht ein wenig Neuschnee und Sturm. Heute sollte das Fatbike seine Fähigkeiten als Schneeräumer zeigen. Ich starte pünktlich um 8:00, der Sturm hat sich glücklicherweise etwas gelegt. Es ist deutlich unter null Grad und ich habe noch eine Zusatzlage aufgelegt. Von Trins geht es gleich hoch Richtung Nößlach, ich komme am Bikepark vorbei und bin geneigt von der Brücke in den fetten Anlieger zu brettern, aber ich muss weiter. Die Rodelbahn noch ohne Schnee hoch und ich komme wieder zur Brennerautobahn. Nun hoch zur Sattelalm und nach wenigen hundert Höhenmetern kommt Schnee das Fatty ist in seinem Element und bietet jede Menge Traktion auf dem Schnee an.

An der Sattelalm mache ich Rast, die Jungs von der Hütte sind gleich Fatbikefans. Der Schnee wird immer mehr und ich komme am bösen Bauern vorbei, missachte die Verbotsschilder, denn der ist heuer bestimmt nicht mehr auf seiner Alm. Danach wird es steil und fahren und schieben wechseln sich ab, der Schnee ist stark verweht. Ich erreiche schließlich gegen Mittag den Sattelberg, oben jede Menge Schnee und die alten erste Weltkriegsstellungen ziehen mich gleich in ihren Bann. Das Panorama bei Sonnenschein hier oben ist ebenfalls fantastisch.

 

Auf dem Gaskocher bereite ich eine Tomatensuppe zu und esse die Stulle von morgens. Die Räume der alten Stellung sind ziemlich gruselig. Ich höre deutlich Stimmen bekomme aber keine Menschenseele zu Gesicht. Ich muss weiter die Brennergrenzkammsteine blicken mich an. Die Grenzkammstrasse ist stark verweht, ich komme fahrend und durch die Schneewehen schiebend und watend nur langsam voran. Bis zum Kreuzjoch ist es eine elende Plackerei und mehr Schnee dürfte nicht sein. Ein schattiges, steiles Nordhang-Monster, unter dem ich direkt durch muss, sieht lawinenschwanger aus. Ich mache noch ein letztes Foto und hoffe auf Gottes Gnade.

Ich habe die Klamotten in der alten Stellung gewechselt, trotzdem sind abwechselnd Hände und Füße ganz schön kalt und tun mir weh! Die Abfahrt vom Kreuzjoch im oberen Teil ist fluffig durch die Schneeauflage, doch Vorsicht bei großen Eisplatten, ich werde extrem unsanft und schlagartig vom Bike geholt. Also auf Sicht fahren, es folgen immer wieder Abschnitte die vom Schmelzwasser überfroren sind. Das ist sehr tückisch! Die Sonne neigt sich stark als ich vom Berg komme und ich bin glücklich die alte Bahntrasse, die zum Radweg ausgebaut ist, runter zu rollen. Ein altes Ehepaar im Panda weist mir den Weg „was haben Sie denn da für ein komisches Rad“.

Das Hotel Bergkristall im Skigebiet Pflersch-Ladurns empfängt mich mit seinem Komfort. Das Fatbike kommt zum Abtauen zu den Skiern in den Skistall, denn die Felgen sind total voll Schnee. Gleich Sauna, Essen und dann Regenerationsschlaf. Das war ein geiler Tag, den ich so auf Transalp noch nie erlebt habe. Mein Fatbike ist ein echtes Snowbike, das hätten wir aber auch nicht anders erwartet – oder?

Fatbike = Roadbike?

Montag 22.12.2014 Pflersch-Ladurns nach Astfeld im Sarntal (über das Penser Joch) 56km, 1400Hm

Ich werde zum Winterroadbiker, denn das PenserJoch ist im Sommer bekannt als Rennradpaß. Ein Tag auf Teer 1300Hm am Stück und eine 30km lange Abfahrt. „Des is gar nix“ würde mein Transalpspezl sagen, denn auf Transalp rechnen wir uns die Höhenmeter auf Teer immer schön. Mit dem schwereren Fatbike und der Ausrüstung am Rücken als Roadbikekiller aufzutreten ist fraglich, wir werden sehen wie viele Rennradfahrer ich antreffe.

Morgens 8:00 Start in Pflersch-Ladurns bei -4 Grad. Die belgische Familie mit den mehr als 10 Kindern will auch schon zum Skifahren, mein Fatbike finden sie „super ey“. Richtung Gossensass an der Uferpromenade, ein paar kleine Anlieger laden zum Spielen mit dem Fatty ein. Bis Sterzing geht es noch über eine fiese Kuppe, bloß jetzt nicht das Schwitzen anfangen.

In Sterzing bin ich wieder Attraktion der Schulkinder, müssen die nicht längst in der Schule sein? In der Fußgängerzone das Gleiche, ich lasse mich fotografieren. Eine Blonde kommt mit Ihrem Mann aus einem Lokal und schaut lüstern auf mein potentes Fatbike. „Breit geht’s besser“ meine ich und das versteht auch ihr Mann und lacht.

Hinter Sterzing zieht sich die Straße zum Penser Joch öde hoch. Auf halber Höhe steht plötzlich ein Mann mit einem roten Mantel und einer roten Mütze (ich meinte grüner Mantel und Mütze) mit einem Tannenbaum in der Hand mitten auf der Straße. Den kenn ich, der hat den Baum bestimmt wild geschlagen. Ich spreche ihn an und er antwortet mir, als würde ihm der ganze Wald hier gehören. „Was ich hier wolle, oben hätts eine Menge Schnee“. Wir wünschen uns jedenfalls frohe Weihnachten, ein Geschenk für mich hat er allerdings nicht.

Weiter oben geht es mit dem Schnee, wie vorhergesagt, richtig los. Die Straße ist aber frei. Das Fatbike rollt und rollt, ich komme mit 6-8 km/Std entspannt voran. Man sieht schon das Penser Joch, oben ist alles verlassen. Eine versprengte italienische Familie macht Fotos von mir. So ein Fatty haben sie in Bozen auch schon gesehen, ist schwer im Kommen.

Runter auf der Straße ins Sarntal, das Fatbike hat einen größeren Rollwiderstand, wen wundert’s? Ich knalle mit >50 km/Std die Straße runter, das macht Spaß und ergibt ein geiles Abrollgeräusch. Die 30km Abfahrt rauschen vorbei und ich erreiche früh am Tag das Hotel Alpenblick in Astfeld. Es gibt einen sehr persönlichen Empfang, kein Vergleich zu gestern im Bergkristall. Chef und Chefin stellen sich mir vor, die Töchter des Hauses sind hübsch anzuschauen. Bei einem genialen Cappuccino an der Bar erzähle ich meine Geschichte – ich habe heute nicht einen Rennradfahrer gesehen.

Abends noch nett mit dem holländischen Familienvater geplaudert, der schon seit 16 Jahren ins Alpenblick zum Skifahren kommt. Sein Hobby: als Amateurfunker nicht ganz legale Röhrenendstufen bauen, die 2 Kilowatt Leistung raushauen. Das ist echt fett, ich glaube wir sind alle irgendwie ein bisschen „Fatbike“.

Fatbike = Trailbike?

Dienstag 23.12.2014 Astfeld im Sarntal nach Bozen (über den Möltener Kaser) 43km, 1300Hm

Die Trails am Möltener Kaser locken, ob das Fatbike hier ebenfalls eine gute Figur macht? Zum Frühstück gibt es nochmals den genialen Cappuccino der Töchter des Alpenblick mit Kakaoherzchen drauf (mein Geheimtipp!). Mich erwartet ein perfekter Sonnentag und ich bin kurz nach 8:00 unterwegs. Bis Sarntheim einrollen, dann geht die Straße steil in die Höhenlinien rein. Mit einem Viehtransporter spiele ich gefühlt 10mal Bäumchen wechsle Dich, so oft fährt er hier hoch und runter.

Richtung Putzerkreuz auf dem Forstweg wird es richtig steil und trotz Schneeauflage fahre ich alles hoch, wie im Roadbook von Uli Stanciu angegeben. Die Traktion der Reifen ist gigantisch, einzig eine steile Stufe am Putzerkreuz ist durch Schmelzwasser zur Eisbahn geworden und ich muss kurz runter vom Bike. Zu den Trails am Möltener Kaser schiebe ein Stück durch den Wald, wie angegeben.

Dann kommt der Spaß, die Trails im Wald sind schneebedeckt und ich schwimme mit dem Fatty obenauf. Das Geräusch des knirschenden Schnees ist genial, ich habe einen Heidenspaß! Am Möltener Kaser ist die Almhütte komplett dicht gemacht. Ums Eck treffe ich doch einen Wanderer, der so aussieht, wie ich gerne aussehen würde, wenn ich so alt bin wie er. Heuer ist der 51mal zu den Stoanernen Mandeln (Steinmännchen) rauf, das hier ist sein Trainingsberg. Dann war er noch zum Trecking  in Ecuador „kein Vergleich“ meint er. Er hat auch ein offenes und interessiertes Ohr für das Biken. Wir verabschieden uns schließlich mit Handschlag und wünschen uns frohe Weihnachten.

Richtung Bozen brennt der Track jetzt ein Feuerwerk ab, mit allem was Mountainbiken interessant macht. Gefrorene oder matschige Trails mit Schnee, Eis und Laub, Wurzeln- und Karrenwege, Wiesentrails aber auch Forst-, Schotter- und Erdwege sowie schmale Teerstraßen. Bergauf hat man den Eindruck die Reifen krallen sich förmlich an den Hindernissen aus Wurzeln und Steinen fest, um sich anschließend mit sanftem Pedaldruck daran hochzuziehen und drüber zu rollen. Bergrunter erlaubt die Traktion ohne Rutschen entspanntes Anfahren von Schlüsselstellen wie tiefen Absätzen auch in steilem Gelände.

Es zieht sich doch noch gewaltig bis Bozen. Der Karrenweg von Jenesien ist nochmals ein Highlight und ich bin erstaunt was mit Starrgabel alles so geht, wenn man große Reifen als Dämpfung und diese geniale Traktion hat. Allerdings würde ich hier runter bei guter Schneelage nicht unbedingt empfehlen. Schließlich sehe ich Bozen im Talkessel liegen und der 35 Grad steile, geteerte Radweg bringt meine Bremsen zum Glühen. Mit Abkühlzwischenstopps rolle ich runter zur Eisack in das Zentrum.

Mein privater Rückshuttle, gefahren von meiner Frau (tausend Dank!), parkt perfekt unter der Piazza Walther mitten im Bozener Zentrum. Gut das ich da bin, die Geschäfte hier haben hochwertiges italienisches Design und laden zum Shopping ein. Auf dem Weihnachtsmarkt werde ich gleich wieder auf das Fatbike angesprochen, doch ich ziehe mich jetzt lieber um und wir genießen zusammen das weihnachtliche Ambiente Südtirols.

Fazit

Zurück in München rufe ich am Heiligen Abend Erika in Trins an. Sie hat sich große Sorgen um mich gemacht und ist unglaublich erleichtert zu hören, dass alles gepasst hat.

Ich ziehe mein Fazit und finde, dass eine gelungene Wintertransalp einen in der Tat auf das nächste Level bringt. Allerdings müssen einige Faktoren zusammenspielen:

  • Das Wetter sollte stabil und möglichst sonnig sein.
  • Die Routenwahl muss der Schneelage entsprechen, das setzt einen hohen planerischen Aufwand und auch ad hoc auf Tour Entscheidungsfreude voraus.
  • Die Ausrüstung und Fitness dürfen nicht fraglich sein. Das Zwiebelprinzip gilt für wirklich alle Körperteile. Lieber eine Lage mehr als zu wenig draufhaben. Wechselwäsche, Zweithandschuhe etc. sind Pflicht! Kondition und Kraft sollten für mögliche kurzfristige Routenanpassungen ausreichend vorhanden sein.
  • Das Fatbike ist der ideale Winterbegleiter durch die Alpen, aber zeigt auch Qualitäten für die anderen Jahreszeiten. Simpel und robust aufgebaut mit Traktion ohne Ende. Achtet auf das Endgewicht des Bikes. Laufräder und Rahmen dürfen nicht zu schwer ausfallen, lieber eine Starrgabel als ein zu schweres, schwerfällig zu fahrendes Fatbike.
  • Zu guter Letzt: Ihr werdet überall bestaunt werden, ob Eures Vorhabens und Eures sonderbaren Bikes. Habt Spaß bei Allem, geht auf die staunenden Menschen zu und erzählt ihnen von unserem schönen Sport. Das nicht immer gute Image der Mountainbiker wird es Euch danken!

Tom Bauer 2018

Links

Bike GPS (Uli Stanciu)

Bike Magazin: Wintertransalp – Alpenüberquerung im Schnee

Fatbike.de: Wintertransalp auf dem FATBike