Für ALPS Biketours seit einigen Jahren als Transalpguide unterwegs konnte ich jede Menge Erfahrungen zum Thema Bikematerial und Bikecheck sammeln. Pannenfrei unterwegs zu sein, trägt maßgeblich zu einer gelungenen Transalp bei. Gerade hier ist Mensch und Material viel mehr gefordert als auf Tagestouren. Reifenpannen, Kettenrisse, Speichenbrüche oder einfach gelockerte Schrauben am Vorbau bis hin zu Schaltwerksabrissen gehören schon dazu, sind allerdings teilweise vermeidbar. Zum einen bringt gute Fahrtechnik einiges, wie eine geschickte Linienwahl aber auch Vermeidung von krachenden Schaltvorgängen! Zum anderen ist ein gut gewartetes und durchgechecktes, sauberes Bike viel weniger anfällig und Mountainbikes bedürfen eben laufender Wartung inkl. Putzen ;-).

Zunächst einmal: wer billig kauft, kauft eben zweimal. Diese Binsenweisheit gilt hier mehr denn je, denn Transalp fahren ist – wie bereits gesagt – eine erhebliche Belastung. Deshalb sollte solides und hochwertiges (nicht unbedingt immer das leichteste) Material zum Einsatz kommen. Dies gilt auch für Verschleißteile am Bike, die einfach regelmäßig getauscht gehören. Jedes Jahr solltet Ihr zur Disposition stellen oder aber bei sehr intensiver Nutzung auch unter der Saison:

  1. Reifen: ist das Profil noch genügend, hat die Karkasse Beschädigungen/Risse?
  2. Bremsbeläge: sind die Bremsbeläge runtergefahren? Habe ich immer Ersatz dabei?
  3. Kette: hat sich die Kette gelängt? dafür gibt es eine extra Kettenlehre.

Es gibt noch viel mehr Verschleißteile und Wartungsaufgaben z.B. Zahnkränze oder Fetten des Steuersatzes und oben seien mal die allerwichtigsten Teile genannt. Nur soweit alles andere am Bike beschädigungsfrei ist. Im Fall von Beschädigungen ist jeweils individuell zu prüfen, ob hier nur ein Kratzer vorliegt oder eben ein ernstes Sicherheitsrisiko?

Werkstattchecker

Wer sich also obige Prüfung und weitere Wartungsarbeiten nicht zutraut, landet ohnehin ca. 1 mal im Jahr bei der Bikewerkstatt. Der Vorteil hier ist die professionelle Arbeitsumgebung samt Personal und Werkzeug (zumindest sollte das so sein!), so dass das Bike auch komplett zerlegt werden kann. Ersatzteile und Flüssigkeiten stehen zur Verfügung, die Schaltung kann exakt justiert werden. Alle Checks und Schmieraufgaben werden übernommen. Bei den Dämpfungskomponenten steht das Einschicken zum Hersteller an, der eine Wartung inkl. Ölwechsel in laborähnlicher Umgebung durchführt.

Professionelle Werkstätten und Händler wie die WerksStation von Liteville in München bieten Euch individuellen Service und Pakete an.

Guidechecker

Gute Guides werden mit Euch vor Eurer Transalp einen ausführlichen Bikecheck durchführen. Hier lehrt die DIMB (Deutsche Initiative Mountain Bike) eine umfassende Checkliste, um Sicherheitsrisiken vom Material her nach Möglichkeit auszuschließen. Das ganze Prozedere kann schon mal deutlich mehr als 15 Minuten in Anspruch nehmen, lohnt sich aber immer. Deshalb wer hier richtig mitmacht, hat mehr Spaß auf dem Trail!

So findet man z.B. gefederte Hinterbauten vor, bei denen einseitig Schrauben fehlen und die auf einer Seite nur noch von einer locker eingesteckten Hülse zusammengehalten werden – glücklicherweise konnten wir dieses enorme Sicherheitsrisiko im nächsten Bikeshop sofort lösen.

Der Guidecheck umfasst verschiedene Bereiche am Bike, der Guide zeigt Euch was und wie gecheckt wird und Ihr prüft selbst. In Summe werden 7 Prüfungsgruppen durchgegangen: 1. Lenkung, 2. Bremsen, 3. Laufräder, 4. Rahmen, 5. Federung, 6. Antrieb und zu guter Letzt der Biker mit seiner Ausrüstung selbst.

Schnellchecker

Den Schnellcheck hingegen sollte jeder Biker beherrschen. Best case habt Ihr das verinnerlicht und checkt vor jeder, wirklich jeder Fahrt. Das Ganze braucht nämlich gekonnt keine 30 Sekunden:

  1. Vorbau Check
    Hierzu einfach mit beiden Händen den Lenker mittig auf festen Sitz prüfen und schauen, ob alle 4 Schrauben am Vorbau vorhanden sind.
  2. Bremsencheck
    Beim Schnellcheck geht es um den Druckpunkt beim Ziehen der beiden Bremshebel, ist dieser jeweils klar und deutlich zu fühlen, setzt Bremswirkung ein?
  3. Check auf Spiel im Steuersatz
    Vorderradbremse ziehen und mit der anderen Hand (2 Finger) den Bereich Übergang Steuerrohr und Steuersatz fühlen. Rad vor und zurück drücken, ist hier KEIN Spalt zu bemerken?
  4. Check der Schnellspanner/Steckachsen
    Sind die Schnellspanner an Vorder- und Hinterrad fest und stehen möglichst nach oben, hinten im Dreieck des Rahmens? Sie dürfen sich nicht ohne deutlichen Widerstand öffnen lassen.
  5. Check des Reifendrucks
    Beim Mountainbike sollte tendenziell nicht zu viel Luft auf den Reifen sein, das gibt mehr Grip im Gelände. Lässt sich der Reifen mit dem Daumen auf ca. Profiltiefe mit wenig Kraftaufwand eindrücken?
  6. Habt Ihr sonst noch allseits bekannte Probleme an Eurem Bike? Nochmal kurz drauf schauen!

Ich wünsche Euch jedenfalls immer pannen- und sturzfreie Fahrt sowie eine Handvoll Luft auf den Reifen…

Tom Bauer 2018