Was hat ein einzelner Trail mit Transalp Biken zu tun? Im Falle des Alps Epic Trails nimmt er gleich Raum für eine ganze Transalp Tagesetappe ein. Gibt es nicht? Doch das gibt’s in Davos und der Alps Epic Trail ist ganze 45 km lang, hat >80% Trailanteil und es warten auf Euch 615hm Auffahrt und 2070hm Abfahrt. Deshalb wurde er auch von der IMBA (International Mountain Bike Association) als episch geadelt und er hält definitiv, was er verspricht. Klingt eigentlich ois easy, probiert es aus wieviel Körner ein so langer Trail kosten kann.

 

Ich stehe also mit Bernhard kurz nach 8:00 in Davos an der Jakobshornbahn und wir warten auf die erste Gondel. Mit uns warten ungefähr 20-30 andere Biker, eigentlich warten hier heute Morgen nur Biker! Gut, dass wir uns so früh von unserem Chalet eine ½ Stunde vor Davos (Dank an Udo für die ganze Orga des Davos Trips) aufgemacht haben.

Die Bahn vollgestopft mit Bikes bringt uns trotz 2 unabhängigen Gondeln schnell hoch und Davos von oben ist, ob der vielen höheren Hauser, keine urige oder gar mondäne Alpenschönheit. Oben am Jakobshorn ist sofort alles anders, die uns empfangende Bergwelt ist trotz Skigebiet und weiteren Liften gleich umwerfend. Die Meute stürzt sich in den Trail, der gleich klarmacht, dass es sich nicht um einen glattgeshapeten Hochgeschwindigkeitskurs, sondern um einen schnellen Naturtrail handelt. Dieser ist genau so weit aufbereitet, dass der Flow nie unterbrochen wird, der Rider aber hierfür eine ordentliche Linie fahren muss. Genau wie ich es mag!

Der Trail ist eigentlich immer zwischen S1 und S2 und fällt schräg rechts am Berg ab. Wir machen Fotos. Ein paar Rider fragen uns, ob alles passt und einer von Ihnen macht gleich 200m weiter hinten einfach einen Satz nach rechts vom Trail!? Soweit bei ihm alles ok, aber es zeigt, dass die Konzentration auf diesem Trail nicht abfallen darf und wir haben noch 40km Trail vor uns.

Das Sertig Tal als Hochtal empfängt uns mit saftigen grünen Wiesen und wir kommen mit einem breitem Grinsen im Gesicht in die Ebene. Auf der anderen Seite beginnt gleich der Aufstieg vom Sertig zur Feuerstelle Äbirügg, alles Trail und quasi alles fahrbahr, wenn man genügend Zug auf der Kette für die gut 200hm hat. Es erwischt hier auch Bernhard beim Hängenbleiben an einem Hindernis, aber er kann weiterfahren. An der Feuerstelle brauchen alle eine Pause und wir treffen ein paar Ulmer Jungs, die extra um 5 losgefahren sind, um den sagenhaften Alps Epic an einem Tag zu absolvieren.

Weiter geht es entspannt zur Bergstation Rhinerhorn, hier gibt es Trail Alternativen ins Tal und durch die Bahn auch die Möglichkeit zum Quereinstieg in den Trail, ebenso wie die Möglichkeit aus dem Sertig Tal abzufahren und das Trailstück hoch (das übrigens auch runter ausgeschildert ist) zu umfahren. Dann Richtung Monstein und hier folgt einer der anstrengendsten Teile, denn das Gelände ist kupiert. Mit guter Fahrtechnik kommt hier genialer Flow auf, ein Riesenspaß! für schlechtere Biker allerdings eine Plackerei. Über Hauderalp, Oberalp gelangen wir nach Monstein zur Mittagessenszeit.

Nun geht’s zuerst bergauf Richtung Jenisberg, der Trail soll hier sehr steil und ausgesetzt abfallen und ich bin wohl schon so im Flowrausch, dass ich davon nichts mitbekomme. Runter geht’s in die Zügenschlucht und der Trail ist ein wenig ruppig, eigentlich harmlos aber ich merke, dass ich doch schon ein paar Körner gelassen habe. Die Zügenschlucht ist landschaftlich ein Hammer und es geht kurz auf der alten Straße und auf Trails auf der rechten Talseite mit tiefen Blicken in die Schlucht und an kleinen Bahnstationen vorbei weiter.

Plötzlich ist der Weg einfach weggebrochen und ein gähnendes Loch blickt uns an. Vor uns ist zum Glück gerade ein Biker Pärchen damit beschäftigt eine Umgehung zu finden und wir schließen uns an. Schließlich müssen wir eine provisorische Leiter mit dem Bike auf dem Rücken hoch und erreichen wieder den Trail. Weiter geht’s und wir stehen unter dem fantastischen Landwasserviadukt auf dem oben die kleine Rote fährt. Jetzt noch linkerhand um den Berg einen letzten Anstieg nach Filisur und wir kommen erschöpft am Bahnhof raus. Nach kurzer Stärkung am Bahnhofskiosk bringt uns die Eisenbahn in ca. einer ½ Stunde zurück nach Davos.

Fazit

  • Was für ein epischer Tag, dieser Trail ist wirklich jeden Meter spannend!
  • Eine Etappe, die jeder Transalp Mountainbiker einmal gemacht haben sollte.
  • Dieser Trail ist nicht zu unterschätzen, hier ist nichts wirklich extrem, aber es gibt eben auch eine Riesenportion davon.
  • Der Zeitbedarf liegt bei ca. 6 -8 Stunden (inkl. Pausen, Rückfahrt netto mit dem Zug ½ Stunde und wir hatten je ½ Stunde Transfer nach/von Davos)
  • Davos ist ein geniales Bikerevier, die Einstellung den Bikern und Wanderern gegenüber vorbildlich, hier toleriert man sich und ist einfach sportlich.

Tip

Der Alps Epic liegt auf der Route von Oberstdorf, Klosters und eben Davos. Viele Transalper gehen über den Scalettapass (auch klasse!) Richtung Engadin. Von der Graubündenrunde mit BikeExplorer.ch kenne ich die Route von Bergün an der Keschhütte vorbei. Oder ich würde über den wunderschönen Albula Pass Richtung Sankt Moritz fahren. Diesen nimmt man allerdings meines Wissens auf einer schmalen Teerstraße.

Links

Beschreibung, Karte, GPX zum Alps Epic Trail

Bike Magazin: Alps Epic Trail mit Alternative am Ende

Bike Explorer (Michelle Schierle)

International Mountain Bike Association US und Europa

Tom Bauer 2018